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Berlin resilienter machen: Update zur Kiezbox 2.0

Eine krisensichere lokale Kommunikationsinfrastruktur ist unerlässlich für die Resilienz einer zunehmend digitalisierten Stadt und Voraussetzung für bedarfsgerechten Katastrophenschutz. Im Rahmen unseres Projekts Kiezbox 2.0 werden 12 bis 20 solar- bzw. batterie-betriebene Kiezboxen in einem Pilotgebiet in Schöneberg aufgestellt, um im Krisenfall, beispielsweise im Falle eines Stromausfalls, ein Mesh-Netzwerk aufzubauen und ein Notfall-WLAN zur Verfügung zu stellen. In dieses Netz können sich Mitarbeiter:innen von Rettungsdiensten bzw. Unternehmen der kritischen Infrastruktur oder Bürger:innen mit ihrem Smartphone einloggen, um zu kommunizieren und dringende Handlungsbedarfe zu ermitteln. Im Regelbetrieb der Kiezboxen können dann städtische Sensordaten erfasst und für eine Nutzung durch städtische Akteur:innen bereitgestellt werden. Kiezbox 2.0 ist eine Pilotmaßnahme der Strategie Gemeinsam Digital: Berlin. Seit dem offiziellen Start im Februar 2023 sammelt und testet das Team um den Projektverantwortlichen Matthieu Rigal Anwendungsfälle mit den assoziierten Projektpartner:innen, sowie mit der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt. Wir haben uns einen Schulterblick erlaubt. 

Worum geht es bei dem Projekt Kiezbox 2.0 und was hat das Projekt mit der Strategie Gemeinsam Digital: Berlin zu tun? 

Matthieu Rigal: Beim Projekt Kiezbox 2.0 wollen wir eine alternative, stromautarke Kommunikationsinfrastruktur für den Krisenfall anbieten, welche prototypisch mit 12 bis 20 Kiezboxen auf den Dächern Berlins aufgestellt werden soll. Dabei wollen wir auch abseits des Krisenfalls einen Mehrwert schaffen, indem wir lokale Messdaten sammeln und der Stadtgesellschaft zur Nutzung und Weiterverwendung anbieten. Das Projekt ist eine Maßnahme der Strategie Gemeinsam Digital: Berlin und unterstützt im Besonderen den Aspekt der Resilienz in der Smart City. 

Warum müssen Städte resilienter werden? 

Matthieu Rigal: Die Strategie Gemeinsam Digital: Berlin sieht in ihrem Wertekompass die resiliente Stadt als einen von vier zentralen Grundwerten vor und bezieht sich dabei auf resiliente städtische Infrastruktur und Lieferketten, aber auch auf krisensichere Steuerungsansätze und Entscheidungsprozesse, die von intelligenten Systemen unterstützt werden. Wichtig ist das vor allem, weil sich die Umweltbedingungen in Städten bereits jetzt ändern ­– Blackouts sind beispielsweise seit dem Ukrainekrieg und vermehrt auftretenden Extremwettererscheinungen längst kein fernes Zukunftsszenario mehr. Unsere stark vernetzte Gesellschaft ist aber auf eine stabile Kommunikationsinfrastruktur angewiesen, auch im Krisenfall. Sich auf diese Situation vorzubereiten, entspricht also dem Grundsatz einer zukunftsgerichteten, smarten Stadt. 

Und wie kann man sich die Hardware hinter der Kiezbox vorstellen? 

Matthieu Rigal: Die Kiezbox 2.0 baut auf dem Projekt Kiezbox auf. Während die Kiezbox noch aus einem kleinen Raspberry Pi-Computer bestand mit dem prototypisch ein sogenanntes hyperlokales Netzwerk aufgebaut wurde, wird die Kiezbox 2.0 nun um externe LoRaWAN- und WiFi-Kommunikationsmodule erweitert, um eine größere Reichweite sicherzustellen. Hinzu kommen Sensoren für die verschiedenen zu messenden Güter, sowie ein bis zwei externe Batterien. All diese Komponenten werden in einem widerstandsfähigen Gehäuse verstaut und im Normalfall auf Dächern befestigt. Außerhalb des Gehäuses wird ein Solarpanel und/oder ein Kleinwindrad die kontinuierliche Aufladung der Batterien sicherstellen. Ein weiteres externes Element werden Antennen für die Optimierung der Reichweite sein. 

Wo steht das Projekt aktuell? 

Matthieu Rigal: Das Projekt Kiezbox 2.0 ist ein Modellprojekt. Aktuell befinden wir uns in letzten Zügen der Explorationsphase: Wir definieren beispielsweise noch die genauen Abläufe im Regelbetrieb oder die der Sensoren, die wir verwenden wollen. Zunehmend steuern wir aber auf die Erprobungsphase zu, wo wir uns mehr mit der Hardware- und Software-Entwicklung befassen werden. Eine erste Demonstration des Notruf-Formulars konnten wir zuletzt beim Sommerfest der Technologiestiftung erfolgreich vorstellen. 

Die Kiezbox wird vor Publikum demonstriert
Matthieu Rigal und Jim Thakkolkaran – Teil des Teams, das das Projekt Kiezbox 2.0 bei der Technologiestiftung umsetzt – präsentieren eine erste Demo des Prototypens auf dem Sommerfest 2023 interessiertem Publikum

Blackouts sind seit dem Ukrainekrieg und vermehrt auftretenden Extremwettererscheinungen längst kein fernes Zukunftsszenario mehr. Unsere stark vernetzte Gesellschaft ist aber auf eine stabile Kommunikationsinfrastruktur angewiesen, auch im Krisenfall.

Matthieu Rigal, Leitung Digital Services und Verantwortlicher für das Projekt Kiezbox 2.0

Im Mai 2023 fand ein Auftaktworkshop statt, um gemeinsam mit Stakeholder:innen der Senatskanzlei und der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt in die Explorationsphase zu starten. Welche Erkenntnisse und Impulse haben sich dort konkret ergeben? 

Matthieu Rigal: Ein Fazit des Auftaktsworkshops war, dass wir die Abläufe im Regelbetrieb weiter optimieren müssen. Neben der Suche nach Abnehmer:innen für die Messdaten, wollen wir uns auch verstärkt der Aufgabe widmen, die Kiezboxen in der Bevölkerung bekannt zu machen. Diese müssen den Bürger:innen im Katastrophenfall ja auch bekannt sein. Das ist besonders bei einer Maßnahme, die erstmal zeitlich und örtlich begrenzt ist, nicht trivial. 

Bei Kiezbox 2.0 wird auf Kooperation innerhalb der Stadt gesetzt – warum ist das so und mit welchen assoziierten Partner:innen seid ihr im Gespräch?  

Matthieu Rigal: Die geplanten Partner:innen sind unter anderem die Senatsverwaltung für Inneres und Sport, die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, die Berliner Feuerwehr, landeseigene Unternehmen als Datenabnehmer, sowie Hochschulen für technische Teilaspekte des Projekts.  

Auch wenn die Kiezboxen, gemäß des Grundsatzes der Technologiestiftung und des Vorhabens der Modellprojekte Smart City, skalierbar und damit auf andere Gemeinden übertragbar sein sollen, geht es vor allem darum, eine lokale Infrastruktur zu erstellen, die optimal an die lokalen Partner:innen angebunden ist. Nur so kann die Kiezbox ihrem Namen auch gerecht werden.  

Kiezbox 2.0 ist eine Pilotmaßnahme der Strategie Gemeinsam Digital: Berlin. Gemeinsam Digital: Berlin ist die Smart City Strategie des Landes Berlin im Rahmen des von BMWSB und KfW geförderten Programms "Modellprojekte Smart Cities". Mehr Informationen zu Strategie, Projekt und Hintergründen gibt es hier. Unsere Vorstellung des Projektes kann im Blog nachgelesen werden.