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Das Ziel heißt 7

Die Digitalisierung der Energiewende beginnt im Heizungskeller

Häufig wird behauptet, Smart Home Technologien, die mit Einzelraumsteuerungen oder mit ihrer Sensorik für Wärme nach Bedarf sorgen, seien die „Game Changer“ für die Digitalisierung der Energiewende. Aber diese Technologien werden es nicht bringen, zumindest nicht alleine und nicht für die Berliner Wohnungswirtschaft, die nach wie vor mit dem Investor-Nutzer-Dilemma kämpft. Vielmehr muss das intelligente Gebäude mit seinen technischen Anlagen und seiner Vernetzung mit der Nachbarschaft den Sprung in das 21. Jahrhundert schaffen. Es muss mit digitalen Lösungen die Weichen stellen, um die Berliner Klimaziele zu erreichen. Und das beginnt im Heizungskeller.

Smart Building heißt das Zauberwort

Zurzeit benötigen Wohngebäude aus den Baujahren 1949 bis 1979, die die energetische Problemzone in Berlin ausmachen, je nach Sanierungsstand teilweise noch über 200 KW/h pro Jahr und Quadratmeter Nettogeschossfläche (NGF) für die Beheizung. Das bedeutet einen CO2 (Äquivalent)-Verbrauch von fast 50 kg pro Jahr/NGF und liegt sehr deutlich über dem vom Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm benannten Ziel von 7 kg CO2 pro Jahr/NGF. Um dieses Ziel wie angestrebt bis 2050 oder sogar noch früher zu erreichen, müssen diese Gebäuden innerhalb der nächsten drei Jahrzehnte bis zu 80 Prozent der zurzeit aufgewendeten Heizenergie einsparen. Das klingt fast utopisch, ist aber erreichbar. Drei Maßnahmen stehen dafür bereit: Neben der energetischen Sanierung der Gebäudehülle und der Versorgung mit erneuerbaren Energien ist die Digitalisierung der technischen Anlagen eines Gebäudes eine geeignete Maßnahme für die Energiewende. Wie bestehende Gebäude zu Smart Buildings ausgebaut werden können, haben wir 2019 in einem Report vorgestellt (siehe unten).

Energie teilen im Quartier und in der Nachbarschaft

Haus A und Haus B sind physisch verbunden und über Datenschnittstellen miteinander vernetzt, um den Energieaustausch zu managen. Wenn Haus A mehr Energie erzeugt als gebraucht wird. z. B. über die PV-Anlage oder das Blockheizkraftwerk, kann Haus B diese in einer Batterie speichern und später bei Bedarf selber verbrauchen oder an Haus A zurückgeben. Quelle: Technologiestiftung Berlin

Förderprogramm und Stakeholder-Dialog bringen Schwung ins Thema

Wir müssen das Thema dringend angehen. Doch zurzeit tut sich noch zu wenig: Die Mieter investieren nicht in Haustechnik, da sie ja anteilig mitgemietet wird, auch wenn sie von sinkenden Betriebskosten profitieren. Die Eigentümer investieren nicht, da es keinen Anreiz für Investitionen in einen niedrigeren Wärmebedarf gibt, es sei denn die Anlagentechnik ist überaltert und muss ohnehin ausgetauscht werden. Das neue Förderprogramm der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, das im Juni auf den Weg gebracht wurde, wird helfen, dieses Dilemma zu lösen und smarten Wind in den Heizungskeller bringen. In der Förderrichtlinie werden ausdrücklich auch digitale Lösungen für die Steuerung und Regelung der Anlagentechnik unterstützt. Das begrüßen wir sehr! Jetzt ist das Know-how der Wohnungswirtschaft, der Planer:innen und des Handwerks gefragt, um das Potenzial zu heben.

Um das Thema weiterzubringen, führen wir mit Unterstützung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe in diesem Jahr auch einen Stakeholder-Dialog mit der Berliner Wohnungswirtschaft durch. Wir fragen, wie groß ist das Potenzial der digitalen Technologien ist und welche geeignet sind, die Energieverbräuche von Wohngebäuden signifikant zu senken. Wir ermitteln die Bedarfe, bewerten digitale Technologien und stellen konkrete Modellrechnungen an, die eine Handreichung auf dem Weg in einen treibhausgasneutralen Berliner Wohnungsbaubestand darstellen.
Zum Abschluss des genannten Stakeholder Dialogs werden wir in einer Publikation die Ergebnisse vorstellen.

Weitere Informationen zum Thema Gebäude und Energie liefern unsere Reports.