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  • Thema Bildung

Coding im Wohnzimmer: Wie auch Online-Formate zum kreativen Austausch einladen können

  • Rubrik Aus der Stiftung
  • Veröffentlichungsdatum 31.10.2022
Carolin Clausnitzer
In einem Online-Meeting erscheinen die Teilnehmenden wie pixelige Avatare.
Teilnehmer:innen als Avatare im Online Meeting Tool

Es ist wieder Herbst – und notgedrungen verlagern sich viele Veranstaltungen ins Digitale. Warum die Online-Veranstaltung aber kein Format mit Abstrichen sein muss, erklärt unsere Kollegin Carolin Clausnitzer. Für die Technologiestiftung setzt sie mit ihrem Team regelmäßig Workshops, Werkstätten oder Schulungen mit Bildungsfokus um – analog, online oder als Hybrid. In zwei Jahren Pandemie  konnten sie dabei einiges lernen.

Wenn die Blätter fallen und die Herbstmelancholie sich den Weg ins heimische Wohnzimmer bahnt, heißt das seit der Pandemie neben Pumpkin Spice Latte auch: Viele Veranstaltungen und Workshops werden im Winter wieder online stattfinden! So auch unsere Bildungsveranstaltungen, wie die offene Werkstatt im CityLAB, unsere „ Train the Trainer”-Schulung oder Workshops mit Hochschulen. Haben wir nach diesem tollen Sommer Lust auf online? Ja, auf jeden Fall! Denn: Wir haben über die letzten zwei Jahre unsere Hausaufgaben gemacht und viele Erkenntnisse zur optimalen Umsetzung von Bildungsformaten gesammelt. 

Eine besondere Herausforderung ist dabei, dass wir mit unserem aktuellen IoT-Schwerpunkt bzw. dem „Physical Computing“ über eine Bandbreite an digitalen Tools verfügen müssen, um diese Inhalte auch online vermitteln zu können. Neben technischen Tools wie Miro oder einer Arbeitstischkamera sind es oft einfach auch Soft Skills gefragt, mit denen wir Technikkenntnisse vermitteln. Die wahre Herausforderung besteht eigentlich darin, auch online eine Werkstattatmosphäre hinzubekommen: Wo man sich beim Programmieren und Stecken der Bauteile unterstützt, gemeinsam Erfolge feiert und sich über Projekte austauschen kann.

Ohne Chat geht nichts

Unser Ziel ist es, während des gesamten Workshops möglichst alle Teilnehmer:innen mitzunehmen und darauf zu achten, dass niemand zurückbleibt. Das ist viel leichter gesagt als getan, auch weil wir meist eine sehr heterogene Gruppe hinsichtlich Vorkenntnissen zu Coding und Hardware haben. Also, wie schaffen wir das?

Ehrlich gesagt ist der gute alte Chat ein wichtiges Tool für uns: Es gibt etwa den berühmten „Punkt im Chat“ als Signal für „Bin fertig!“ oder „Brauche noch Hilfe!“ Den Chat als Hauptkommunikationsmedium haben wir in einem gemeinsamen Workshop mit tauben und hörenden Menschen ausprobiert.

Bei unserer IoT-Schulung gibt es außerdem ein Breakout-Paralleluniversum mit zusätzlichen Betreuer:innen, die rege genutzt werden. Etwa wenn grundlegende Software wie die Arduino IDE installiert wird und dadurch viele Fragen auftauchen. Da bei unseren Workshops „Bring Your Own Device” gilt, gibt es dann jeweils einen Raum für Linux, Windows und Mac. Während des Workshops sind die Breakouts dann eher wie kleine Aufholinseln, wenn es mal hakt. Ansonsten unterstützen sich die Teilnehmer:innen meist auch gut selbst untereinander.

Programmiercode Screenshot vom Bildschirm.

Online-Ausstellung als Austauschplattform

Der „Runde Tisch der Bauenden“ findet bei uns nach Möglichkeit zweimal im Jahr statt und bietet Raum, sich über aktuelle Elektronikprojekte auszutauschen. Ob Ingenieur:innen, Künstler:innen, Tüftler:innen, Lehrende & Lernende – alle Interessierte aus unterschiedlichsten Kontexten (Hobby, Studium, Beruf) sind herzlich eingeladen und können auch selbst ein Projekt vorstellen.

Wir sind damit während der Pandemie an den Start gegangen und haben es als reines Online-Format konzipiert. In unserer selbstgebauten Pixelwelt bieten verschiedene Erlebnislevel wie Pitches, Speed-Dating und die Bau-Schau richtig viel Spaß und fördern einen zielgerichteten Austausch. Im Vorfeld kuratieren wir aus den eingereichten Bauprojekten eine kleine Online-Ausstellung. Sie bietet mit ihren Gesprächsinseln nochmal eine intensive Möglichkeit, sich mit den Prototypen und den Macher:innen auseinanderzusetzen. Frei nach dem Motto „Baue dir die Welt, wie sie dir gefällt!“ konnten Teilnehmer:innen in einem anderen Workshop bereits selbst solche virtuellen Räume bauen.

Unsere wichtigsten Learnings in der Übersicht:

  • Tools first:
    Habe ich die digitale Infrastruktur, um meine Veranstaltung angemessen online oder hybrid umzusetzen? Habe ich die unterschiedlichen Bedarfe der Teilnehmenden bei der Auswahl der Tools bedacht? Passen die Tools zu meinen Inhalten (nicht andersherum)?Diese Fragen sollten kritisch vorab im Team diskutiert werden.
  • Atmosphäre als A und O:
    Ein Online-Workshop darf sich nicht wie das xte Online-Meeting anfühlen! Stattdessen sollte für die Teilnehmenden ein geschützter Raum entstehen, in dem sie sich gerne austauschen und Unsicherheiten kommunizieren können.
  • Chat (aka der Hidden Hero):
    Ein häufig unterschätztes Medium für Online-Formate – obwohl er nicht nur essentiell, sondern darüber hinaus inklusiv ist.
  • Breakouträume:
    Im Gegensatz zum Chat ein Kann, kein Muss. Hilfreich bei heterogenen Gruppen oder mehrschichtigen Projekten.
  • Austausch moderieren:
    Im Gegensatz zum analogen Miteinander braucht es beim digitalen Dialog gezielte Formate und ein Gespür dafür, was in der Gruppendynamik am besten funktioniert. Wir sind zum Beispiel große Fans des digitalen Speed-Datings, von Projekt-Pitches und vorab kuratierten Online-Ausstellungen.

Jetzt anmelden: Veranstaltungen im November

Wer jetzt auch Lust bekommen hat, gemeinsam mit uns gesellig zu sein und kreativ zu werden: Im November laden wir herzlich zu drei Veranstaltungen im CityLAB ein, bevor es voraussichtlich bis einschließlich März wieder online weitergeht.

Am 11. November bauen wir im Workshop „The Search for Sound“ zusammen mit dem  Klangkünstler Marten Seedorf experimentelle Mikrofone und gehen damit auf Spurensuche. Dazu gibt es eine Einführung in die Software Pure Data, mit der man einen einfachen Sampler bauen kann.

Danach geht am 17. und 18. November unsere Multiplikator:innenschulung „IoT Field Kitchen“ in die zweite Runde. Was ist ein Microcontroller und wie kann man ihn programmieren? Welche Sensoren gibt es und wofür kann man sie einsetzen? Wir vermitteln kreativ und anwendungsorientiert technische Grundkenntnisse zum Internet der Dinge.

Und schließlich wie (fast) jeden letzten Freitag im Monat, die „Offene Werkstatt“ am 25. November. Diesmal mit dem Thema „Zwischen uns funkt’s! Datenübertragung mit LoRa“. Wir zeigen, wie man die Datenübertragung über ein LoRa-Modul für kleine Projekte auch ohne Programmierkenntnisse realisieren kann.