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Daten – Infrastruktur der digitalen Stadt

  • Veröffentlichungsdatum 04.05.2017
Dr. Benjamin Seibel

In Berlin werden jeden Tag große Datenmengen erzeugt und verarbeitet. Viele dieser Daten sind von öffentlichem Interesse. Sie können dabei helfen, die Stadt besser zu verstehen und neue Dienste für Bürgerinnen und Bürger zu entwickeln. 

Bislang werden urbane Daten jedoch nur selten effizient genutzt. Meist liegen sie in isolierten „Silos“ über die Stadt verteilt, sind unzureichend verknüpft, unstrukturiert und schwer zugänglich. Mit dem Internet der Dinge und seinen intelligenten Objekten wird sich die Zahl verfügbarer Datenquellen noch einmal vervielfachen. Städte brauchen Strategien, wie sie mit dieser Datenflut umgehen und ihre digitale Zukunft gestalten wollen.

Eines ist klar: Daten sind längst zu einem wichtigen Element sozialer und ökonomischer Wertschöpfung geworden. Ein kürzlich veröffentlichter OECD-Bericht schlägt deshalb vor, neben Breitband- und Mobilfunknetzen auch die Datenbestände selbst als essentiellen Bestandteil digitaler Infrastrukturen zu betrachten. Tatsächlich ist eine Grundversorgung mit relevanten Daten längst für viele Menschen unerlässlich. Wer sich via Smartphone über das Wetter, die nächste ÖPNV-Verbindung oder die aktuelle Verkehrslage informiert, ist auf Daten angewiesen, die irgendwo erhoben, gespeichert und gepflegt werden müssen. Häufig übernehmen private Unternehmen diese Aufgabe, aber zunehmend stellt sich die Frage, welche Rolle die öffentliche Hand im Aufbau und Erhalt von Dateninfrastrukturen spielen kann und soll.

Datenmanagement: Wer tut was?

Schließlich ist Datenmanagement ein Kerngeschäft öffentlicher Verwaltungen. Die “Statistik“ verdankt sogar ihren Namen noch den Wurzeln in der Staatswissenschaft. Und bis heute gilt, dass wohl kaum jemand mehr Informationen über eine Stadt erhebt und verwaltet, als die Sachbearbeiter in den Rathäusern und Ministerien. Diese Arbeit des Datensammelns und -verwertens verändert sich im Digitalzeitalter in zweierlei Hinsicht: Erstens erlauben die vernetzten Sensorsysteme des Internet of Things einen Übergang von stichprobenartigen Erhebungen zum Real-Time-Management. Und zweitens wächst der Druck, die mit Steuergeldern erhobenen Daten auch öffentlich zugänglich machen, weil in ihnen ein enormes Innovationspotenzial schlummert.

Daten sind ein Standortfaktor

Eine Vielzahl von Akteuren fordert heute Zugriff auf öffentliche Datenbestände: Wissenschaftseinrichtungen, die Daten zu Forschungszwecken nutzen wollen; zivilgesellschaftliche Initiativen, die gesellschaftliche Herausforderungen angehen möchten und mehr Mitbestimmung einfordern; und natürlich IT-Startups, die neue datenbasierte Dienstleistungen entwickeln. Der Aufbau und Erhalt einer effizienten Dateninfrastruktur wird so zu einem wichtigen Standortfaktor. Die digitalen Services, die das Herzstück einer „Smart City“ ausmachen, setzen in aller Regel eine qualitativ hochwertige und gut zugängliche Datenbasis vor Ort voraus.

Dateninfrastruktur muss aktiv gestaltet werden

Das Land Berlin hat die Zeichen der Zeit erkannt und verfolgt bereits seit 2011 eine „Open Data“-Strategie, der genau diese Idee zu Grunde liegt: Daten der öffentlichen Hand werden unter freier Lizenz zugänglich gemacht, um eine Weiternutzung zu fördern. Auch auf Bundesebene wurde kürzlich durch ein Open Data-Gesetz beschlossen, Rohdaten der Bundesverwaltung in maschinenlesbarer Form bereitzustellen. Im IoT-Kontext müssen wir dieses Vorgehen weiterdenken und von einer Praxis des bloßen Veröffentlichens bestehender Daten hin zu einer aktiven Gestaltung von Dateninfrastrukturen kommen. Wir müssen uns fragen, welche Daten wir zu welchen Zwecken erheben wollen, wie wir private Daten effektiv schützen und wie wir gleichzeitig möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit eröffnen, von öffentlichen Daten zu profitieren.

Wir können uns heute eine digitale Stadt vorstellen, in der IoT-Technologien von der öffentlichen Verwaltung genutzt werden, um mit passender Sensorik Echtzeit-Daten zu den Infrastrukturen und Ressourcen des städtischen Lebens zu erheben und verfügbar zu machen. Energieerzeugung und -verbrauch, CO2-Ausstoß, Verkehrslage, Luft- und Wasserqualität – all das kann über entsprechende Schnittstellen sekundengenau abgefragt und für weitergehende Regelungen, Analysen und Prognosen verwendet werden. Aber wir müssen uns auch vor Augen halten, dass Transparenz, Mitbestimmung und Teilhabe mindestens ebenso wichtige Faktoren einer demokratischen Stadtgestaltung sind. Und eben dazu brauchen wir eine Berliner Dateninfrastruktur, die für alle Bürgerinnen und Bürger offen und anschlussfähig ist.

Film zum Thema

Open Data in der Praxis

Wir haben uns auf die Suche nach Unternehmen, Behörden und Institutionen gemacht, die in Berlin offene Daten nutzen oder bereitstellen.