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LoRaWAN geht nicht mehr weg

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  • Rubrik Kommentar
  • Veröffentlichungsdatum 08.10.2018
Dr. Christian Hammel

Am 21. September traf sich die Berliner Community von Thethingsnetwork in der Technologiestiftung. Es war das siebte Treffen dieser Art.

Ein ausführlicher Bericht über das Treffen steht bereits im Blog der TTN-Community. Daher an dieser Stelle nur einige Erkenntnisse und ein Fazit in aller Kürze:
 

  • IoT-Technik entwickelt sich rasant.
  • Das gilt nicht nur für Funk-Technik.
  • LoRaWAN geht nicht mehr weg.
  • Der Bahnhof wird schneller smart als die City, in der er steht.
  • Wann, wenn nicht jetzt?

Zur Erinnerung: Internet of Things (IoT) bedeutet in der Praxis, Daten, meist in kleinen Mengen, von Endgeräten wie Sensoren zu einer zentralen Datenverarbeitung zu befördern und von dort aus Steuerbefehle zurück an die Endgeräte oder an ganz andere Endgeräte. Die Entwicklung von Technologien für das IoT ist nach wie vor rasant und in ständiger Bewegung.

Das gilt nicht nur für LoRaWAN als einem von mehreren neuen Funkstandards für IoT-Daten, sondern auch für andere Bausteine einer IoT-Prozesskette. Mit RIOT OS wurde auf dem Treffen ein neues Betriebssystem für embedded systems in Endgeräten vorgestellt, schlank, energiesparend, echtzeitfähig und für eine Unzahl von Mikrocontrollern verfügbar. Besonders erfreulich für uns: RIOT ist nicht nur eine Technologie, die maßgeblich aus Berlin, genauer der Freien Universität Berlin stammt, es steht auch unter LGPL und ist damit so „open“ wie wir uns das wünschen.

 

LoRa (die Funktechnik als roher physical layer) und LoRaWAN (die Funktechnik inclusive Datenübertragungsprotokoll, schön erklärt z.B. von Andreas Spiess auf YouTube) scheinen sich inzwischen so weit durchgesetzt zu haben, dass mit einem Verschwinden nicht mehr zu rechnen ist. Erkennbar wurde das an der immer weiter zunehmenden Anzahl an LoRa-Produkten, inzwischen auch von sehr großen Herstellern, und daran, dass es sich nicht mehr nur um mehr oder weniger rohe Platinen handelt, sondern immer mehr auch um fertige Endgeräte. Noch nicht ganz plug&play aber immer mehr. Auch TTN entwickelt sich weiter und hat eine Version V3 angekündigt mit Verbesserungen beim Packet Forwarder, beim Application Server, bei der Unterstützung von LoRa 1.1 und vielem mehr. Am besten erklärt das Johan Stokking selbst auf YouTube. V3 wird auch viele Neuerungen für private Netze innerhalb des TTN und für das peering zwischen solchen Netzen enthalten.

Beeindruckend: Wir bekamen von Dr. Olga Willner die Fortschritte zu sehen, die die vor etwas über einem Jahr vorgestellte LoRaWAN-Bahnhofsuhr inzwischen gemacht hat. Fehlfunktionen melden konnte sie schon damals. Jetzt beherrscht sie auch Zeitsynchronisation über LoRaWAN und enthält einen datenschutzkonformen Personenzähler. Der Uhrenlieferant geht jetzt in die Produktion von 1000er-Stückzahlen und das Ganze steht vor dem Rollout in ebensolchen Dimensionen. Außer der Uhr sind auch ein Bahnsteig-Anzeiger auf LoRaWAN-Basis und ein Vereisungsmelder für Bahnsteige am Start. Rechnen soll sich das übrigens durch den Wegfall teurer Verkabelungen. Die DB macht vor, wie man smarte Komponenten in das „Betriebssystem“ einer Infrastruktur einführt. Der Bahnhof scheint gerade schneller smart zu werden als die City drumherum. Dass Stadtentwicklung oft rund um den Bahnhof anfängt, war allerdings schon vor 150 Jahren so. Wenn die Verbreitung von Smart City–Anwendungen genauso läuft, lässt das hoffen.

Wenn es eine von niemandem dafür finanzierte lokale TTN-Community aus eigener Kraft schafft, in nicht einmal anderthalb Jahren über 50 Gateways an den Start zu bringen und unter ihren rund 80 Mitgliedern außer Enthusiast*innen auch Entwickler*innen etlicher Hardwareunternehmen aus allen großen Hochschulen und aus fast allen Infrastrukturunternehmen der Stadt sind, dann beantwortet sich die Frage, wann man mit IoT beginnen sollte, recht einfach: Jetzt! Alle nötigen Komponenten sind in bezahlbarer Form verfügbar und Zugang zum TTN-Netz kann sich jeder selbst verschaffen. Beides reicht zum Lernen und Experimentieren völlig aus. Und zwar auch dann, wenn man später seine Anwendungen auf private Netze umstellt.

Abschließend nochmal mein Standardhinweis: TTN ist ein offen zugängliches Netz auf einer öffentlich zugewiesenen Frequenz. Daten von Anwendungen der Nutzer sind verschlüsselt (128bit AES) und bleiben auch in einem offenen Netz privat!