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Technische Entwicklungen im Kontext von öffentlichem Raum, öffentlicher IT und Verwaltung denken

  • Rubrik Aus der Stiftung
  • Veröffentlichungsdatum 05.03.2018
Frauke Nippel

Interview mit Prof. Dr.-Ing. Ina Schieferdecker, neu im Vorstand der Technologiestiftung

Am 26. Februar 2018 hat das Kuratorium der Technologiestiftung Prof. Dr.-Ing. Ina Schieferdecker zum Mitglied des Vorstands bestellt. Ina Schieferdecker leitet das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme – FOKUS - und lehrt an der Technischen Universität Berlin zu »Quality Engineering of Open Distributed Systems«. Daneben hat sie zahlreiche weitere Aufgaben übernommen. So ist sie Sprecherin des Smart City Networks Berlin, Gründungsdirektorin des Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft, dem Deutschen Internet-Institut in Berlin, und engagiert sich auf Bundesebene für Nachhaltigkeitsfragen. Im Interview beantwortet sie Fragen zu ihrer Arbeit und der Digitalisierung.

Wenn man zu Ihrer Person recherchiert, vermittelt sich einem schnell die Begeisterung für Informatik, beispielsweise für Software-Engineering und Testing. Gleichzeitig setzen Sie sich für gesellschaftspolitische Themen wie Nachhaltigkeit ein. Wo besteht für Sie der Zusammenhang zwischen den beiden Bereichen?

Schieferdecker: Mit der Digitalisierung halten wir ein mächtiges Instrument für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen in vielen Bereichen in der Hand. Wir können mit bis vor kurzem noch undenkbaren Lösungen neue Dimensionen in der digitalen Abbildung realer Abläufe, in der Optimierung und (teil-)automatisierten Steuerung erreichen. Sicherheit im Straßenverkehr wird beispielsweise durch das hochautomatisierte Fahren enorm verbessert. Auch im Unterhaltungsbereich ergeben sich durch Virtual-und Augmented-Reality-Anwendungen ganz neue Möglichkeiten. Andererseits kann es gesamtheitlich nur funktionieren, wenn wir dabei auch die Stabilität, Zuverlässigkeit, Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit der neuen Techniken selber und insbesondere die Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt im Blick haben. Wir stehen mit dem Klimawandel vor derart grundlegenden Herausforderungen, dass ein immer mehr, weiter, höher entlang der Digitalisierung und ihrer Möglichkeiten keine Option darstellt. Vielmehr ist eine zentrale Frage, ob die Wucht der Digitalisierung zur Meisterung des Klimawandels genutzt werden kann. Gelingt es uns beispielsweise, ein Monitoring in Gang zu setzen, das weltweit die Implikationen unseres Handelns auf das Erdsystem verdeutlicht und schaffen wir es, uns weltweit so zu vernetzen, dass wir zu den Maßnahmen für die Erreichung der Klimaziele konzertiert zusammenarbeiten? Hier ist Digitalisierung nur ein Instrument, wenn auch ein sehr wichtiges. Im aktuell in Erarbeitung befindlichen Hauptgutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung zu Globalen Umweltveränderung stellen wir uns genau diesen Fragestellungen.


Sie sind Sprecherin des Smart City Networks Berlin und haben als solche an der Smart-City-Strategie mitgewirkt. Wie schätzen Sie die Entwicklung in Berlin ein? Was sind die nächsten Schritte?

Schieferdecker: Berlin ist eine in vielerlei Hinsicht smarte Stadt. Als Berlinerin ist es zwar subjektiv gefärbt, wenn ich Berlin als eine der pulsierendsten und lebendigsten Städte weltweit bezeichne. Allerdings habe ich während meiner Reisen zu wissenschaftlichen Konferenzen schon viele unterschiedliche Städte erlebt.  Andererseits machen die aktuellen Herausforderungen, die durch die digitale Revolution verursacht werden, auch vor Berlin nicht halt. Mit dem Smart City Netzwerk Berlin bemühen sich über 130 Akteure der Stadt, erfolgreiche, aber oftmals kleinteilige Piloten für die Verbesserung des Arbeitens und Lebens in der Stadt in eine größere Umsetzung zu bringen. Im letzten Jahr haben wir dazu einen erfolgreichen strategischen Dialog mit dem Berliner Senat geführt, so dass wir nun eine Reihe an fokussierten Projekten haben, die demnächst starten und dann den Berliner*innen zu Gute kommen werden. Dazu zählt beispielsweise eine verbesserte Logistik für die Stadt. Neben dem Start diverser Projekte in 2018 werden wir den zweiten Strategiedialog beginnen.


Die Technologiestiftung hat die digitale Entwicklung Berlins in den letzten Jahren mitgestaltet, mit Publikationen, mit Veranstaltungen und nicht zuletzt mit Projekten. Der Kita-Finder, den wir Anfang Februar vorgestellt haben und der auf offenen Daten beruht, ist ein aktuelles Beispiel für diese Arbeit. Wie sehen Sie die Rolle der Technologiestiftung in den nächsten Jahren?

Schieferdecker: Ihre Expertise und Unabhängigkeit machen die Technologiestiftung zu einem geschätzten Akteur in der Stadt, der Themen auf die Agenda setzt und mitgestaltet. Dabei hat die Technologiestiftung Berlin in den letzten Jahren zu Recht den Fokus auf die Digitalisierung und Offenheit und den damit verbundenen Chancen für die Stadt gesetzt. Diese Strategie und ihren weiteren Ausbau werde ich mit meiner Arbeit unterstützen. Aktuelle technische Entwicklungen, wie maschinelle Intelligenz, autonome Systeme oder neue Identitäts- und Vertrauensverfahren müssen auch im Kontext des öffentlichen Raums, der öffentlichen IT und der Verwaltung gedacht werden. Ich bin überzeugt, dass die Technologiestiftung auch hierzu Impulse setzen wird.
 

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